Gestern Convention Camp, morgen Barcamp

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Beeindruckt haben mich gestern auf dem Convention Camp in Hannover insbesondere drei Veranstaltungen:

Lesetipps & News

1. Jens Barczewkis (nurago) Vorstellung der Studie „Der vernetzte Konsument“: Anders als „normale“ Marktforschungsinstitute hat nurago Nutzer dafür gewinnen können, ihr Nutzungsverhalten im Web mit-tracken zu lassen. Das heisst: Reale Kunden haben ihr Informationsverhalten bei der Suche nach einem passenden Mobilfunkvertrag bis zum Kaufabschluss nachverfolgen lassen. Die Daten waren sehr aufschlussreich und zeigten, welche Faktoren offenbar Einfluss auf die Kaufentscheidung haben. Allgemeine Info-Seiten mit redaktionellen Inhalten lagen mit Abstand an der Spitze der gesuchten Informationen (siehe Foto unten).

Internet Shops, Fachseiten und Blogs nahmen ebenfalls einen wichtigen Stellenwert ein. Ich denke, das stützt die These, dass neben Marketing und klassischer Werbung immer stärker die Online-PR gefragt ist, relevante Inhalte für die Kaufentscheidung zu liefern. Wie das bereits auf dem Kommunikationskongress 2010 in der Studie „PR im Leistungstest“ von Prof. Lothar Rolke deutlich geworden ist. Fakt ist, dass ein bunter Strauß an Quellen in die Kaufentscheidung einfließen:

Und deswegen wird es in meinen Augen für Unternehmen umso wichtiger, an den entscheidenden Stellen die richtige Information zu liefern – das bedeutet auch mehr, als Anzeigen in Online-Netzwerken zu schalten. Was immer stärker zählt: Breite Informationen über eigene Produkte anbieten – in den Portalen, die die Kunden tatsächlich nutzen.

2. Etwas werbelastig – dennoch hochinteressant: der Vortrag von Stefan Lein, Google Deutschland GmbH: Mein erster Google-Vortrag aus erster Hand, muss ich an dieser Stelle dazu sagen. Die Zahlen zum Thema Mobile Commerce und der Trend zu mobilen Inhalten war sehr eindrucksvoll. Einiges war wohlbekannt: So ist Google Maps auf Android Phones nun wahrlich keine Neuerung mehr. Dinge wie Google Translate, eine Übersetzungs-App auf dem Handy, über die sich zwei Menschen ohne besondere Fremdsprachkenntnisse miteinander verständigen können, lassen jedoch erahnen, dass der Konzern bei aller Kritik Dinge in der Pipeline hat, die allen Menschen zugute kommen können. Als nächstes scheint der Konzern nun jedoch darauf konzentriert, die mobile Suche weiter zu etablieren und auch gleich zu revolutionieren. Bedenkt man, was mit einem Dienst wie Google Goggles (einer Bildersuche) alles möglich wird, kann einem leicht schwindelig werden. Denn fotografiert man ein Produkt oder ein halbwegs relevantes Gebäude irgendwo auf der Erde, kann Google bereits jetzt (und künftig noch mehr) ohne Texteingabe Informationen dazu liefern. Ähnliches bieten natürlich ansatzweise bereits Applikationen wie barcoo. Was aber erst passiert, wenn die Bildersuche die gigantischen Informationsmengen auf den Google-Servern voll ausnutzen kann und auch nach Personen anhand ihrer Gesichter gesucht werden kann, braucht man sich nur in einem kleinen nächsten Schritt auszumalen. Da höre ich jetzt schon die Bedenkenträger aufheulen. Ich freue mich andererseits dennoch auf die ungeahnten Möglichkeiten der Informationssuche. Ich lade ein Handy-Foto bei Google hoch und bekomme die frei verfügbaren Informationen zur gewünschten Person – Fluch und Segen zugleich? Oder was meinen Sie dazu?

Ein weiterer Aspekt der Mobilisierung des Internets: Mit der derzeit boomenden Verbreitung von Smartphones jeglicher Coleur steht M-Commerce (also das Online-Shoppen per Smartphone) laut Lein nun vor dem Durchbruch. Bereits jetzt mache Amazon eine Milliarde Umsatz auf diesem Weg:

3. Leadership im Enterprise 2.0

Da kommt was auf die Unternehmen zu – viele merken es bereits jetzt, andere werden die Welle der Veränderung noch voll zu spüren bekommen: Die Rede ist von „Enterprise 2.0“ – Hinter diesem Schlagwort verbergen sich weniger Software-Tools als vielmehr eine Revolution in der unternehmensinternen Zusammenarbeit und Organisation: Transparenz statt Informationshoheit, Vernetzung statt Silodenken. Netzwerkstrukturen statt starrer Hierarchien. Was sich fast etwas einfach anhört, ist für viele (deutsche) Unternehmen derzeit noch undenkbar und in weiter Ferne.

Welche Vorteile netzwerkartig agierende Unternehmen haben, das zeigte Dr. Willms Buhse (doubleYUU) an einem anschaulichen Beispiel aus seiner früheren Tätigkeit bei Coremedia: Ein Vertriebsmitarbeiter hatte in Russland einen wenig erfolgreichen Kundentermin und postete seine Erfahrung im internen Unternehmensblog. Darfaufhin meldete sich Lydia… wie die Sache ausging?
Eingängig, logisch und super – so die Reaktionen des Publikums auf dem Convention Camp. Unternehmensvertretern schwant hier aber sicher, dass ein gewaltiger Change-Prozess auf die Firmen zukommt, bevor das Potenzial in dieser Weise genutzt werden kann. Die Präsentation zum Vortrag steht übrigens bei Slideshare.

Mein persönliches Fazit zum #cch10

Veranstaltungen wie das Convention Camp geben einem die Möglichkeit, über den eigenen Tellerrand zu blicken. Trends frühzeitig mitzubekommen. Dies waren nur drei Beispiele, die Lust auf mehr machen. Zwar war die Qualität nicht aller Sessions derart hochwertig, alles in allem gab es aber unzählige Denk-& Diskussionsanstöße zu Themen, die sicher auf dem morgen startenden Barcamp in Hamburg ihre Fortsetzung finden werden.

Und hier gibt es mehr zum Convention Camp zu lesen 🙂

ConventionCamp 2010: von Denkern und Machern

ConventionCamp 2010 – ein Rückblick