Wie realistisch ist ein Leben im Metaversum?

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Seit Mark Zuckerberg mit seinem Unternehmen Meta Platforms Inc. das Metaversum als das nächste Kapitel des Internets vorgestellt hat und Milliarden von Euros in dieses Projekt fließen, ist ein neuer Hype geboren. Doch wie realistisch ist die Umsetzung eines Metaversum wirklich? Mit dieser Frage beschäftigt sich dieser Artikel.

Digitales & Diverses

Reale Menschen erstellen einen digitalen Zwilling, auch Avatar genannt, und treffen sich in einer virtuellen Online-Welt, um dort miteinander zu interagieren. Menschen sollen in dieser digitalen Parallelwelt leben, arbeiten und sich eine neue Identität schaffen. Das Grundkonzept eines Metaversum ist schon in Videospielen aus den 80er Jahren zu entdecken. Zumindest das Erstellen von eigenen Avataren in einer Online-Welt ist kein brandneues Feature. Die Grund-Idee eines Metaversum findet sich auch in Büchern, wie dem Science-Fiction-Roman Snow Crash (1992) von Neal Stephenson. Doch das Leben in einer digitalen Welt wird durch den Fortschritt in verschiedenen Bereichen der Technik immer mehr zu einem realen Projekt.

Welche Technologien machen das Metaversum zu einem realen Zukunftsprojekt?

  1. Grafiken: In den letzten Jahren wurden immer realere digitale Welten erschaffen.
  2. Social Media Algorithmen: Social Media Plattformen wie TikTok lernen durch gesammelte Daten ihre Nutzer:innen kennen und passen den gezeigten Content an die jeweiligen Interessengebiete an. Diese Software-Technik zur Personalisierung von Content kann auch in einem Metaversum helfen, die Inhalte persönlicher und nahbarer zu gestalten.
  3. Virtuelle Events: Remote Events erlebten vor allem während der Corona-Pandemie einen Aufschwung. Das bestehende hybride Eventmanagement kann durch Konzepte wie das Metaversum noch um eine weitere Dimension ergänzt werden.
  4. VR-Brillen: Sie sind für das reale Erleben in einer digitalen Welt essentiell. Zunehmende Speicherkapazitäten und weitere Verbesserungen der VR-Brillen ermöglichen den Einstieg in ein Metaversum. Durch die Brillen taucht man auch physisch in die virtuelle Welt ein.
Foto: Unsplash User Jezael Melgoza| Ausschnitt bearbeitet

Das Metaversum bietet eine Fundgrube weiterer Nutzungsmöglichkeiten, welche auch Mark Zuckerberg dazu gebracht haben, Milliarden in dieses Projekt zu investieren. Er wirbt mit seiner Vorstellung eines Metaversum auch mit Aspekten für die künftige Arbeitswelt. Gerade für das Konzept Home-Office und die moderne Gestaltung von interner Kommunikation größerer Unternehmen ist die Entwicklung des Metaversum spannend. Es ermöglicht den Menschen, sich von Zuhause aus gemeinsam in einem Meetingraum oder zu einem virtuellen Kaffee zu treffen.

Die Frage ist: Ist diese neue Technologie tatsächlich „das Ding“ der Zukunft?

Das Metaversum wird oft als ein Hype betitelt. Ein Hype entsteht dann, wenn sich die Erwartungen immer weiter von der tatsächlichen Technologie und ihren Fähigkeiten entfernen.

Potential eines Metaversum:

  • Das Metaverse ist live und findet in Echtzeit statt.
  • Das Metaverse hat eine eigenständige Ökonomie. Unternehmen und Personen können dort kaufen, verkaufen und investieren.
  • Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind unbegrenzt.

Kritik am Energieverbrauch

Das Metaversum wird, wie alle anderen Online-Dienste, die externe Server für ihre Datenverarbeitung und -speicherung nutzen, viel Energie verbrauchen. Es reiht sich laut seiner Kritiker direkt bei den Haupt-Klimasündern Netflix und Co. ein. Doch es gibt auch Gegenstimmen, die an das Potential einer solchen neuen Technik glauben. Da dieses Projekt noch in den Kinderschuhen steckt, sind genaue Verbrauchsdaten, Studien und Schaden/ Nutzen Gegenüberstellungen zu diesem Thema noch in der Forschung.

Kapitalismus im Metaversum

Es wird davon gesprochen, dass jeder im Metaversum mitmachen und sein Leben dort aufbauen kann. Das Geld läge buchstäblich „auf der Straße“. Nutzer:innen können Grundstücke verkaufen oder verpachten, mit virtuellen Gütern wie Items für Avatare handeln oder Werbeflächen vermieten. Doch wie im echten Leben wollen die Menschen dann auch, dass Besitztümer klar nachweisbar sind. Deshalb spielen in diesen Metaversen auch NFTs, also Non Fungible oder nicht veränderbare Tokens, eine wichtige Rolle. Diese sind vergleichbar mit Zertifikaten, die den Besitz eines digitalen Werks zum Beispiel einer bestimmten Person zuschreiben. Dokumentiert wird das öffentlich in der Blockchain. Durch diese Tokenisierung in den Online-Welten gibt es auch jetzt schon eine Verknappung bestimmter Ressourcen in den Prototypen des Metaversum. Zum einen wird die Hardware aus der realen Welt benötigt, zu der nicht besonders günstige Technik, wie z.B. VR-Brillen gehören. Zum anderen müssen die Nutzer:innen beim Kauf von virtuellen Grundstücken und Besitztümern mit den Menschen mithalten, die sich diese Technik problemlos leisten können. Den Preisen für bestimmte Grundstücke und Events sind durch diese Gegebenheiten teilweise keine Grenzen gesetzt.

Kritik an der Monopolisierung

Firmen wie Animoca Brands versuchen ein dezentral kontrolliertes Metaversum aufzubauen, als Gegenentwurf zum Metaversum von Meta Platforms Inc. Es besteht die Gefahr eines Machtmonopols von Meta Platforms Inc. als einzelner Anbieter. Wir kennen solche Monopolisierungen und die dazugehörigen Abgängigkeiten z.B. von Online-Shopping Anbietern wie Amazon.
Zudem werden die bekannten Probleme des Internets in einem Metaversum noch deutlicher. Dazu zählen unter anderem:

  • Datenschutz – Personenbezogene und vor allem auch unternehmensbezogene Daten werden zukünftig im Metaversum eine Rolle spielen und Datenschutz auf globaler Ebene ist Fehler- und Hacker anfällig.
  • Cyber-Crime / Rechtsprechung im virtuellen Raum – Die wenigsten Gesetzestexte sind bereits auf ein Metaverse vorbereitet, womit sich die Frage auftut, ob die aktuell bestehenden Regelungen überhaupt geeignet sind, eine virtuelle Welt angemessen zu regeln. Die Rechtsprechung über Landesgrenzen hinweg in eine neue Welt stellt uns vor einige juristische Hürden.
  • Cybermobbing / Regeln & Gesetze im Metaversum – Bei ersten Versuchen virtueller Plattformen sind Fälle von Mobbing und sexuellem Missbrauch aufgetreten. In dem Prototyp des Metaversum von Meta Platforms Inc. dürfen sich Avatare schon jetzt nur noch auf 1,2 Meter nähern. Die Plattform, auf der alles möglich ist, muss also doch zum Schutz der Nutzer:innen eingeschränkt werden.

Wenn man das Potenzial eines Metaversum mit Einbezug der Kritikpunkte betrachtet, dann kann es durchaus sein, dass die Erwartungen bei diesem Projekt eventuell das Potenzial übersteigen. Auf der anderen Seite existiert dieser Hype nicht erst seit gestern und es werden bereits sehr reale Summen in die Projekte investiert. Jeder, der sich erst jetzt mit dem Metaversum beschäftigt, hinkt quasi schon hinterher.

Fazit

Das Metaversum ist derzeit in einer Hype-Phase, bei dem sich Experten uneins sind, ob er auch wirklich umsetzbar ist. Beziehungsweise, ob das Metaversum in einer solchen Größe entstehen wird, dass es unsere Welt nachhaltig beeinflusst. Vor circa 20 Jahren gab es schon einmal einen Prototyp des Metaversum, genannt „Second Life“. Viel ist davon nicht geblieben. Natürlich sind die Bedingungen durch neue Techniken heute andere, die Möglichkeiten scheinen endlos und das Interesse der großen finanzkräftigen Tech-Firmen führt zu hohen Investitionen. Die oben genannten Kritikpunkte geben dem Hype jedoch berechtigterweise einen Dämpfer. Zudem haben sich viele dieser Kritikpunkte, wie z.B. das Problem der kriminellen Nutzung des rechtslosen Raums in dem Vorgänger Modell „Second Life“ durchaus bewahrheitet. Es ist weiterhin spannend zu beobachten, ob aus dem Hype ein fester Bestandteil unserer Lebensrealität werden wird.