Tool-Tipp: Haare freistellen in Photoshop

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Dieser Tool-Tipp befasst sich mit dem Freistellen von Haaren in Photoshop – speziell für Montagen auf weiß und für Composings. Im letzten Tool-Tipp hast du gelernt, wie du Objekte sehr gut mit Ebenenmasken vom Hintergrund lösen kannst. An dieser Stelle knüpfst du nun wieder an und konzentrierst dich diesmal nur auf das Freistellen von sehr filigranen Details.

Digitales & Diverses

Zunächst musst du dich fragen, wozu du den Freisteller brauchst, den du anfertigen willst. Soll das freigestellte Objekt später auf einem weißen oder einem monotonen Hintergrund montiert werden oder möchtest du ein Composing auf einem mehrfarbigen, realistischen Grund, z.B. auf einer Landschaft machen?

Für beide Ziele gibt es andere Vorgehensweisen. Auf einfarbigen Hintergründen fallen abstehende Haare, Blätter und Fransen und auch die möglichen Fehler oder Ungenauigkeiten durch das Freistellen mehr ins Auge als auf Hintergründen, die in ihren Farben natürlich changieren und das Objekt retuschieren. Freisteller für Composings dürfen daher etwas „einfacher“ gehalten werden.

Dieser Tool-Tipp zeigt dir nun zwei gut funktionierende Lösungen für das Freistellen von Haaren in Photoshop für Montagen und Composings.

Was ist vor dem Freistellen für Composings zu beachten?

Bei allen Montagen und Composings gibt es genau zwei Punkte zu beachten: Die Belichtung der Objekte mit dem daraus entstehenden Schatten auf den Objekten und der photographische Winkel.

Wenn die Belichtung und der Winkel der Objekte komplett anders sind als das Licht und der Winkel des Hintergrundes, wird die Montage unglaubwürdig erscheinen, egal wie gut die Objekte freigestellt sind.  Schattenfall auf Objekten kann man mit Photoshop nicht ändern. Ebenso wenig, wenn etwas aus Frosch- und Vogelperspektive fotografiert wurde. Deshalb ist schon bei der Auswahl der Bildelemente sehr wichtig, dass sie die gleichen oder wenigstens ähnliche Haupteigenschaften haben. Du musst dir bei allen Photoshop-Composings immer vor Augen halten: Du gestaltest keine 3D-Landschaft, in der du das Miteinander der Objekte in diesem „Raum“ selbst bestimmen und verändern kannst. Du bedienst dich lediglich an bestehendem 2D-Material, das nicht oder wenig veränderbar ist. Das heißt, um eine perfekte Illusion zu erschaffen, müssen alle freigestellten Objekte und die Umgebung drum herum zueinander passen und aufeinander Bezug nehmen.

Hier zwei Beispiele von ungünstig gewählten Freistellern. Wären die Tiere wirklich auf dem Steg fotografiert worden, hätten sie dunkle Schatten der Palmen abbekommen. Stattdessen sind sie aber voll ausgeleuchtet. Die Frau im Kajak müsste eine starke Beleuchtung von oben bekommen, der Schatten müsste senkrecht nach unten fallen, wie er es auch bei den Häusern im Hintergrund tut. Auch die Größenverhältnisse stimmen hier nicht ganz.

Im rechten Bild sind zwar die Pilze sehr schön freigestellt, doch haben sie die falsche Perspektive. Der Hintergrund ist in Froschperspektive aufgenommen – das hätte bei den Pilzen genauso sein müssen. Pilze wachsen immer zum Licht nach oben. Man hätte die Kappen von unten sehen müssen.

Als Vergleich siehst du hier gut gewählte Freisteller. Der Freisteller des Wolfes ist klug ausgesucht – er spiegelt die Licht- und Schattenverhältnisse des Hintergrundes realistisch wieder. Die Freisteller des rechten Bildes sind ebenfalls sinnvoll ausgesucht worden. Da das Composing sich in einer leichten Froschperspektive befindet, siehst du die Pilze und den Jungen leicht von unten, je näher sie am Betrachter sind. Die Freisteller weiter weg können wieder aus einem geraden Winkel aufgenommen werden.

Einen echten Jackpot erzielst du mit Montagen von Objekten, die bereits einen ähnlichen Hintergrund haben. Hast du die Möglichkeit, ein Foto derselben Farbpalette zu wählen, solltest du dies einem vorziehen, was auf einer gegensätzlichen Hintergrundfarbe steht. Denn das Licht der Hintergrundfarbe spiegelt sich auch immer in der Farbe des Objekts wider. Blonde Menschen haben es bestimmt schon mitbekommen, dass sie manchmal grünes oder bläulich schimmerndes Haar hatten, wenn sie vor einer blauen Wand fotografiert wurden. Solche Phänomene kannst du durch Farbkorrekturen in Photoshop reduzieren, manchmal aber nicht ganz überdecken.

Es gibt noch einen Punkt, den man nicht außer Acht lassen sollte, nämlich die Auflösung – also die Bildqualität – eines Objektes oder Hintergrundes. Die Bildqualität von allen Montageobjekten muss gleich gut sein. Wenn du eine 4K-Landschaft auswählst, dein Freisteller aber nur die Auflösung von wenigen Pixeln hat, kannst du das Objekt nur schlecht mit der Landschaft kombinieren und schon gar nicht groß in den Vordergrund stellen. In diesem Fall müsstest du deine stechendscharfe Landschaft runterskalieren und qualitativ verschlechtern, was sehr schade wäre.

Kleine Gedächtnisstütze: Auf was musst du bei deinen Freistellern für ein Composing achten?

  • Wähle Hintergrund und Objekte, die perspektivisch zusammen passen.
  • Wähle Hintergrund und Objekte, die von der Belichtung zueinander passen.
  • Wenn es geht: Wähle Fotos und Objekte, die einen farblich ähnlichen Hintergrund haben.
  • Wähle Objekte und Hintergrund, die passend große Auflösungen haben.

Haare freistellen und retuschieren mit der selektiven Farbkorrektur

Bei dem Freistellen mit der Selektiven Farbkorrektur geht es darum, dass Stellen, die zu ungenau oder zu komplex sind, um sie mühsam freizustellen, auf den Montageuntergrund mitgenommen werden und durch die Farbanpassung retuschiert und eingebunden werden.

Im letzten Tool-Tipp – Freistellen für Fortgeschrittene wurden die Grundschritte des guten Freistellens bereits erklärt. Du beginnst nun an der Stelle, wo du dir bereits eine sehr grobe Ebenenmaske erstellt hast. Die Zwischenräume der filigranen Stellen dürfen und müssen für diesen Trick beibehalten werden. Lasse sogar etwas mehr vom Hintergrund drauf, wenn sich dort wichtige Spiegelungen oder Haarsträhnen befinden.  Diese Art des Freistellens funktioniert besonders gut, wenn der Wunschhintergrund bereits eine ähnliche Färbung hat wie der des freizustellenden Objekts. Das Ergebnis kannst du sehr gut für deine Composings nutzen.

Ein schnelles Beispiel:

So gehst du vor:

  • Selektive Farbkorrektur anwenden: Dazu musst du „Korrekturen“ anklicken und das entsprechende Icon wählen. Falls du die Korrekturen im rechten Bereich nicht siehst, dann unter „Fenster“ „Korrekturen“ mit einem Haken versehen. Der Korrekturbereich erscheint dann rechts.
  • Die „Selektive Farbkorrektur“ liegt nun auf einer eigenen Ebene über der Objektebene.
    Du hältst die Alt-Taste gedrückt und gehst mit der Maus zwischen diese Korrekturebene und Objektebene, bis ein Pfeil nach unten erscheint. Jetzt mit der linken Maustaste klicken. Die Korrekturebene rückt nun etwas ein und behält den kleinen Pfeil neben der Miniaturansicht. Nun ist die Korrektur nur auf das darunterliegende Objekt angewendet und nicht global auf alle Ebenen.
  • Nun hast du die Möglichkeit, die einzelnen Farben des Bildes zu verändern. Du gehst die Farbkanäle durch und färbst den Hintergrund mit den Reglern ein, bis er der Farbe des fremden Hintergrundes entspricht. Das Objekt wird sich möglicherweise an manchen Stellen mitfärben.

Tipp: Durch das Hin- und Herbewegen des Schwarzreglers im jeweiligen Farbkanal kann man auf den ersten Blick erkennen, welche Bereiche im Bild durch den Farbkanal beeinflusst werden.

  • Optional: Du machst auf der Korrekturebene (der selektiven Farbkorrektur) eine Maske auf und malst mit Schwarz alle falsch verfärbten Stellen des Objekts frei, bis auf die Stellen, die du verfärben wolltest.
  • Du kannst für verschiedene Bereiche des Freistellers auch mehrmals die Selektive Farbkorrektur benutzen.
  • Falls es störende Stellen am Freisteller gibt, können diese weiter mit der Ebenenmaske und einem Pinsel mit geringer Deckkraft retuschiert werden. Auch kann eine neue Ebene mit dem Modus „Farbton“ oder „Farbe“ on top geöffnet werden und es kann der Hintergrund bzw. das Objekt in den Farbwerten weiter angepasst werden.
  • Andere Filter wie die Tonwertkorrektur kannst du benutzen, um die Helligkeit und den Kontrast des Freistellers zu verbessern und zu perfektionieren.
  • Auch der Hintergrund kann natürlich mit der Selektiven Farbkorrektur optimiert werden, sodass er noch besser zum Freisteller passt.

Umsetzungsbeispiel an der Montage der Frau im Kajak

Tipp: Die selektive Farbkorrektur eignet sich ebenfalls hervorragend, um störende Lichteinflüsse auf dem Objekt zu reduzieren oder umzufärben.

Erste Hilfe bei störrischem Bildmaterial:

Wenn du Verfärbungen auf deinem Bild hast, die du nicht mit der Selektiven Farbkorrektur entfernt bekommst, kannst du Folgendes tun.
Benutze den Schwamm, um die Sättigung der störenden Farben zu mindern und sie blasser und grauer erscheinen zu lassen. Das hilft häufig schon, um grelle Kanten zu retuschieren. Optional kannst du zusätzlich noch die störrische Fläche neu einfärben. Benutze dafür eine neue Ebene, stelle den Modus auf „Farbe“ und male mit einem geeigneten Pinsel und deiner Wunschfarbe die Retusche, die du brauchst.

Haare freistellen mit einer Kontrastmaske für Montagen auf weiß

Diese Technik eignet sich besonders gut für Fotos mit sehr markantem Vorder- und Hintergrund. Das Objekt der Wahl muss für diese Schritte nicht freigestellt sein. Das Ergebnis kannst du sehr gut für Montagen auf Weiß oder einer anderen Farbe benutzen.

So gehst du vor:

  • Lege dir eine farbige Fläche unterhalb der Bildebene an.
  • Schalte die Farbkanäle ein. Diese findest du unter Fenster > Kanäle. Jetzt klicke dich durch die Kanäle und wähle diesen, der das Objekt mit dem meisten Kontrast zum Hintergrund zeigt.
  • Klicke mit STRG auf den Kanalnamen. Eine gestrichelte Auswahl erscheint im Bild.
  • Schließe das Kanalfenster und öffne dir die Ebenenübersicht.
  • Wähle die Objektebene aus und klicke auf das Maskensymbol.
  • Eine Maske erscheint nun mit der „Kanalauswahl
  • Klicke nun mit ALT auf die Maske. Jetzt siehst du die Maske vollflächig.
  • Nun male vorsichtig alle Stellen des Hintergrundes mit schwarz über. Spare die filigranen Stellen aber noch aus. Das Objekt malst du mit weiß an, auch hier ignorierst du erstmal die feinen Härchen und Stellen.
  • Nun nimmst du den Nachbelichter und stellst oben im Reiter den Bereich „Tiefen“ ein. Wähle dafür etwa 40% Belichtung. Gehe nun über die feinen Haare rüber. Der dunkle Hintergrund wird nun dunkler. Die Haare bleiben hell.
  • Mit dem Abwedler und dem Bereich „Lichter“ gehst du nun erneut über die Haare. Die hellen Haare werden nun heller.
  • Mache diese beiden Schritte abwechselnd und vorsichtig bis der Hintergrund tief schwarz ist und die Haare fast weiß.
  • Nun kannst du auf die Objektebene klicken und deinen Fortschritt anschauen. Mit ALT und Klick auf die Maske kommst du immer wieder in die Maskenansicht zurück und kannst sie weiterbearbeiten.
  • Optional kannst du die Maske auch anders verbessern: Mit einem Rechtsklick auf die Maske und dem Befehl „Auswählen und maskieren“. Damit gelangst du in die allgemeine Maskenbearbeitung mit vielen nützlichen Funktionen. Im Tool-Tipp: Einfaches Freistellen Teil 2 – Ebenen- und Vektormasken für Fortgeschrittene gibt es eine ausführliche Beschreibung dazu.

Tipp zum Umkehren von Masken:

Falls du ein Bild hast, in dem das Objekt dunkler ist als der Hintergrund, kannst du alle Schritte wie oben beschrieben durchführen – jedoch mit dem Unterschied, dass du dein Objekt schwarz ausmalst und den eh schon hellen Hintergrund weiß. Ebenso gehst du mit dem Abwedler und Nachbelichter um. Dein Objekt soll am Ende tiefschwarz maskiert sein und der Hintergrund weiß. Wähle abschließend diese Maske aus und drücke STRG+i. Das i steht für den Befehl „Invertieren“. Die Farbe der Maske dreht sich nun um und dein dunkles Objekt wird freigestellt dargestellt.

Eine Schwierigkeit bei dieser Art des Freistellens kann die Tiefenschärfe und die Vermischung von Hinter- und Vordergrundfarben werden. Nicht selten kommt es vor, dass die wehende Mähne verschwommen in den Hintergrund überfließt. Wenn selbst die Farbkanäle Vorder- und Hintergrund nicht differenziert darstellen können, dann bleibt nur noch eine Möglichkeit das Objekt freizustellen: Du musst die Haare selbst in Photoshop malen. Im nächsten Artikel wirst du aufgeklärt, wie einfach und effektiv das geht.

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